Sonntagsjournal

„Da zählt nur die Anwesenheit“

Unnütze Geldverbrennung und Kosmetik für die Statistik – dieses Urteil fällt Peter M. über geförderte Maßnahmen für Arbeitslose. Sein Leben lang hat der 53-Jährige sich selbst durchgeboxt, in den vergangenen vier Jahren lernte er allerdings das Reich der Fortbildungen und Umschulungen kennen. „Da gehen unglaubliche Dinge vor sich“, meint der Bremerhavener. Von Susanne Seedorf

Peter M.  hält viele Maßnahmen für teuer, sinnlos und auch noch aufgezwungen.
 

BREMERHAVEN. Unnütze Geldverbrennung und Kosmetik für die Statistik – dieses Urteil fällt Peter M. über geförderte Maßnahmen für Arbeitslose. Sein Leben lang hat der 53-Jährige sich selbst durchgeboxt, in den vergangenen vier Jahren lernte er allerdings das Reich der Fortbildungen und Umschulungen kennen. „Da gehen unglaubliche Dinge vor sich“, meint der Bremerhavener.

Als das Sonntagsjournal vor Kurzem über eine Bremerhavenerin berichtete, die scharfe Kritik am „Geschäft mit den Arbeitslosen“ übte, konnte Peter M. ihren Schilderungen nur beipflichten.

Denn die Schattenseiten der Berufswelt sind auch für Peter M. nicht neu. Mitte der 80er wurde der gelernte Glaser das erste Mal arbeitslos. „Ich habe mir aber immer selbst wieder was gesucht“, betont er. 17 Jahre lang war Taxifahren angesagt. Auch als Kaufhausdetektiv betätigte sich M. Nachdem er 2009 sein eigenes Billiard-Café aufgeben musste, begann das Kapitel Weiterbildung. „Da habe ich das erste Mal an einer Maßnahme teilgenommen. Die habe ich mir selbst gesucht“, erzählt er. Zehn Monate im Bereich Lagerlogistik. Während er sich bewusst für die Schulung entschieden hatte, seien die anderen Teilnehmer dazu verpflichtet gewesen. „Ich konnte ihre Einstellung von den Augen ablesen“, sagt er.

„Die haben nur Blödsinn gemacht und den Unterricht gestört.“ Auch die Dozenten hätten nicht wirklich Lust gehabt. „Da zählte nur die Anwesenheit“, so M. Er habe sich schnell unterfordert gefühlt und in einen Computer-Kursus versetzen lassen. Das dicke Ende kam beim Praktikum, das noch absolviert werden musste. Fünf Wochen habe er wie am Fließband lediglich Autoteile im Hafen verpackt. Dafür brauche er kein Praktikum, habe er gedacht. „Ich hab es hingeschmissen und den gleichen Job dann für eine Zeitarbeitsfirma gemacht – aber mit Bezahlung.“

Nach gut einem Jahr endete auch dieses Beschäftigungsverhältnis, fortan war die Agentur für Arbeit für ihn zuständig.

Wieder suchte M. sich selbst eine Weiterbildung. Er ließ sich zum Fachlageristen umschulen, im Januar dieses Jahre bestand er die Prüfung. „Im Lagerbereich ist die Zukunft“, hätten ihm die Dozenten des Bildungsträgers versprochen. Einen Job gefunden habe er seither allerdings nicht, sagt M. Und das trotz zahlreicher Bewerbungen.

Mitte Juli ging es weiter mit der nächsten Maßnahme – diesmal vom Jobcenter veranlasst. „Die Fortbildung war so überflüssig wie ein Kropf“, so M`s Fazit. Sinn der Übung sei die Stellensuche am PC gewesen. Die meisten hätten jedoch nur im Internet gesurft. „Das ist lediglich Beschäftigungstherapie mit Aufsicht“, findet er. Abbrechen könne man die Kurse nicht, weil dann eine Leistungskürzung drohe. Für den 53-Jährigen hat die Reise durch das Labyrinth der Maßnahmen nun vorerst ein Ende. Unabhängig von Arbeitsagentur, Jobcenter und Bildungsträger hat er sich selbst einen Job gesucht. Seit diesen Monat braucht er keine Unterstützung mehr.

Unten stehend befindet sich der chronologische Mailverkehr mit der Journalistin des SJs, die für den Artikel vom 6.10.2013 verantwortlich ist. ( Von unten nach oben lesen )

 

Ganz unten befindet sich die Steilvorlage die ich ihr gegeben habe.

Hallo Frau Seedorf,
 
es ist ja komisch, dass der Text bei vielen Lesern positiv angekommen zu sein scheint. Da stellt sich für mich nur die Frage, wer das so sehen kann. Das können ja nur Leute sein, die nicht in einer solchen Situation sind. Ich bin von sehr vielen meiner jetzigen Arbeitskollegen auf genau den Artikel angesprochen worden und bis auf einen einzigen fanden die meisten ihn überflüssig, weil dort nichts Neues stand. Sie hätten einfach nochmal den Artikel von Frau Fair kopieren können.
Das ist genau das, was ich nicht wollte. Ein Kollege fand sogar, dass Sie mich wie einen faulen Menschen dargestellt haben, der einfach Maßnahmen abbricht und nichts besseres zu tun hat als sich aufzuregen.
Dass Sie von seriösem Journalismus schreiben finde ich witzig, nicht, weil man auch die andere Seite zu Wort kommen lassen muss, das finde ich auch. Aber, dass Sie das, was diese Leute sagen, eins zu eins übernehmen, finde ich doch reichlich schwach. Das scheint aber überall im "seriösen" Journalismus normal zu sein.
 
Schönen Tag noch......Peter Meyer
 
Gesendet: Montag, 07. Oktober 2013 um 17:32 Uhr
Von: susanne.seedorf@sonntagsjournal.de
An: pmeyer1960@gmx.de
Betreff: AW: Artikel über Jobcenter
Sehr geehrter Herr Meyer,
 
es tut mir leid, dass Sie sich in dem Artikel nicht angemessen wiedergefunden haben. Ich kann Ihnen nur versichern, dass ich versucht habe, die Sachlage bestmöglich darzustellen. Wie Sie selbst geschrieben haben, ist es natürlich schwierig, alle Aspekte hinreichend darzustellen. Mir persönlich wäre zum Beispiel noch besonders der Bereich Eingliederungsvereinbarung wichtig gewesen - allerdings war daür der Platz einfach nicht mehr da. Dass ich auch die anderen betroffenen Parteien - in diesem Fall Herrn Gruhl vom Jobcenter - zu Wort kommen lassen muss, gehört zu den Grundregeln eines seriösen Journalismus'. Schade, dass Ihnen der Artikel nicht kritisch genug war - ich habe allerdings gehört, dass der Text bei vielen Lesern genau so angekommen ist: kritisch und nicht besoonders positiv für Jobcenter, Bildungsträger und Co.
Ich möchte mich trotzdem bei Ihnen bedanken, dass Sie mir Ihre Geschichte erzählt haben und wünsche Ihnen alles Gute!!! 
 
Mit freundlichen Grüßen
Susanne Seedorf
________________________________
Sonntagsjournal
Hafenstraße 142, D-27576 Bremerhaven
Telefon: +49.471.5918-155
Telefax: +49.471.5918-194
susanne.seedorf@sonntagsjournal.de
 
 

Von: Peter Meyer [mailto:pmeyer1960@gmx.de]
Gesendet: Sonntag, 6. Oktober 2013 14:07
An: VT-NWD-Ext-Leserbriefe
Betreff: Artikel über Jobcenter

 
 
Sehr geehrte Damen und Herren,
 
diese Zeilen sind für Frau Seedorf, deren Mail-Adresse ich leider nicht habe. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diese weiterleiten würden.
 
 
 
 
Sehr geehrte Frau Seedorf,
 
ich muss leider sagen, dass ich sehr enttäuscht über Ihren Artikel bin. Ich bin mir darüber im Klaren, dass Sie nicht alles, was ich Ihnen erzählte im Artikel unterbringen konnten, aber das, was Sie geschrieben haben, ist so was von nichts aussagend.
 
Es steht nichts davon im Artikel, dass die Jobcenter Mitarbeiter, die solchen Unsinn verzapfen, nicht wissen, was sie machen, bzw. nicht über diese Maßnahmen Bescheid wissen.
Es steht nichts davon im Artikel, dass die Mitarbeiter von Bildungsträgern Jobs vermitteln wollen, die jeder Vollidiot machen kann.
Es steht nichts davon im Artikel, dass Umschulungen begonnen werden, obwohl die Mindestteilnehmerzahl nicht erreicht war.
Es steht nichts davon im Artikel, dass diese Umschulung nur von vier Leuten zu Ende gebracht wurde.
Es steht nichts davon im Artikel, dass die Linke nicht weis, was die Rechte macht, im Bezug auf Sanktionen, dass sich die Vollstreckungsstelle der Sanktionen und das Jobcenter nicht mal darüber einig sind, ob Einsprüche abgeschmettert werden oder nicht.
Es steht nichts davon im Artikel, dass der Chef von einem Bildungsträger offen zugegeben hat, dass man durch Maßnahmen quasi nur prädestiniert für Zeitarbeit ist.
Es steht nichts davon im Artikel, dass Mitarbeiter der Tertia versuchten, mir eine Stelle als Paketfahrer andrehen wollten. Nichts gegen den Job, aber das kann wirklich jeder.
Es steht nichts davon im Artikel, dass es in und um Bremerhaven mehr als 100!!!!!!!! Zeitarbeitsfirmen gibt.
Es steht nichts davon im Artikel, dass wir nicht nur 2,9 Mio. Arbeitslose haben. Das kann übrigens jeder, der einen Internetzugang hat, auf der Internetseite der BfA, nachlesen.
Es steht nichts davon im Artikel, dass jeder dritte Arbeitsplatz in Deutschland prekär ist.
Es steht nichts davon im Artikel, dass ich jetzt wieder nur für ca. 7,80 € arbeite, obwohl ich zwei abgeschlossene Berufsausbildungen habe. Erstens mache ich diesen Job auch, um der letzten Maßnahme zu entkommen und um nicht sanktioniert zu werden. Zweitens kann diesen Job jeder machen, es ist nur nicht jedem gegeben, morgens um 4:30 Uhr (Frühschicht) aufzustehen, oder bis um 22.00 Uhr (Spätschicht) zu arbeiten.
Es steht nichts davon im Artikel, als ich damals für die Zeitarbeitsfirmen arbeitete, dieses für "brüllende" 7,38 € tat. Das ist in etwa mit dem vergleichbar, was ich schon Anfang der 80er Jahre verdiente. Wer sich an damals erinnert weiß, dass das Geld da noch etwas wert war.
Es steht nichts davon im Artikel, dass ich nur jedem davon abrate, eine Eingliederungsvereinbarung zu unterschreiben.
 
Es stehen aber wieder Aussagen von einem Menschen in Ihrem Artikel, die so abgedroschen sind, dass man es nicht in Worte fassen kann. Was soll Herr Gruhl wohl auch anderes sagen???
Es ist auch eine Frechheit von ihm so über Menschen (das liegt an der Klientel) zu urteilen. Warum haben wir denn so viele Menschen ohne Berufsausbildung oder Schulabschluss?
Ich wünsche ihm vom ganzen Herzen, dass er auch mal in eine solche Scheißsituation kommt, und zwar nicht nur vorübergehend. Das wird wohl leider nicht passieren.
Ich würde auch mal hinterfragen wollen, was mit Erfolgsquoten von Bildungsträgern gemeint ist. Sind das Menschen, die tatsächlich einen guten Job bekommen haben, der angemessen bezahlt wird, oder sind das Leute wie ich, die sich für wenig Geld den Arsch aufreißen und trotzdem nicht mit demselben an die Wand kommen.
 
 
Wissen Sie, Frau Seedorf, ich mache Ihnen persönlich gar keinen Vorwurf. Ich denke, dass Sie der political correctness wegen, den Lesern die wichtigsten Dinge vorenthalten (müssen).
Wie auch immer, ich sagte Ihnen ja schon, dass ich denke, dass die Medien die Leser nicht mit, für die Politik, unbequemen Fakten versorgen.
Das beste Beispiel war doch der Wahlkrampf der CDU, wo Frau Merkel doch allen Ernstes und im Brustton der Überzeugung verkündete, dass Deutschland nie so wenige Arbeitslose hatte, wie unter der CDU. Sehen Sie sich das Wahlergebnis an und Sie werden erkennen, dass es immer wieder funktioniert. Ich verwette meinen rechten Arm darauf, dass, wenn die Medien die Menschen vorher vernünftig und sachlich aufgeklärt hätten (nicht nur über Arbeitssituation), das Ergebnis anders ausgesehen hätte.
 
Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.....Peter Meyer

Die Steilvorlage

Sehr geehrte Damen und Herren,

wenn Frau Fair nicht an Sie geschrieben hätte, wäre ich es gewesen. Es gehen unglaubliche Dinge vor sich und alle sind mit darin verstrickt. Angefangen bei den Jobvermittlern, über die Teamleiter, die Bildungsträger, die Sanktionierenden, die ARGE und die Menschen, die sich diesen Schwachsinn ausgedacht haben.

Meine Frau und ich wurden in eine Maßnahme gesteckt, die sich „Mehr Einkommen“ nennt. Diese Maßnahme ist so überflüssig wie ein Kropf. Man sitzt dort jeden Tag vier Stunden vor einem PC und das was man machen muss ist 1. Stellen suchen, 2. Stellen suchen, 3. Stellen suchen. Raten Sie, wie es weitergeht. Nicht, dass man das auch von zu Hause aus machen kann, nein, ich bin sogar nach § 11 SGB dazu verpflichtet. Diese ganze Maschinerie dient nur der unnützen Geldverbrennung und der Statistik-Kosmetik der wirklichen Arbeitslosenzahlen, wie schon von Frau Fair angesprochen.

Dass diese Leute von AFZ, Handwerkerschaft, Dekra, Tertia und wie sie alle heißen, den Ausführungen von Frau Fair widersprechen muss doch auch dem Dümmsten klar sein. Wenn es nämlich keine Menschen wie uns gibt, für die eine Menge Geld bezahlt wird, sterben diese Einrichtungen, bis auf die Handwerkerschaft, aus. Auf Deutsch, die müssen sich andere Jobs suchen.

Ich für meinen Teil nahm schon an drei Maßnahmen teil, die, wie sich vielleicht denken können, nichts gebracht haben, außer, dass es teuer war. Auch ich habe, wie Frau Fair eine Umschulung erfolgreich abgeschlossen (mit Facharbeiterbrief), aber auch ich wurde wieder in so eine Maßnahme gesteckt, das war meine vierte.

Diese Aussage, dass so etwas für einige Menschen sinnvoll ist, mag sein, aber diese Zahl dürfte marginal sein. Dass viele sich sogar freuen, halte ich für eine Lüge, ich habe weit über hundert Leute mit dem gleichen Schicksal kennengelernt und mir fällt nicht einer ein.

Was diese Schönredner solcher Maßnahmen scheinbar vergessen ist nämlich die Tatsache, dass dort ein Zwang für die Teilnehmer besteht, OK, Umschulungen sind freiwillig, ABER, diese Umschulung zum Fachlageristen, die ich gemacht habe, sollte unter zweistelliger Teilnehmerzahl nicht stattfinden, dennoch fingen wir mit acht Leuten an. Es wurde zwar in den nächsten vier Wochen noch aufgestockt auf dreizehn, wobei nie alle gleichzeitig anwesend waren. Im Laufe der Zeit schmolz die Teilnehmerzahl auf fünf Leute dahin, von denen nur vier die Prüfung ablegten. Super Schnitt, oder?

 

Meine Frau und ich, bzw. unsere Bedarfsgemeinschaft hat jetzt auch noch eine Sanktion von 103,50 € aufs Auge gedrückt bekommen, weil meine Frau diese Maßnahme abgebrochen hat. Wenn Sie jetzt glauben, zu Recht, lesen Sie bitte weiter.

Diese Zwangsmaßnahme „Mehr Einkommen“ sollte drei Monate dauern und zwei Wochen taten wir auch alles, was man von uns verlangte, bis es uns zu doof wurde, wie oben schon beschrieben. Dummer Weise war gerade Urlaubszeit und kein Teamleiter greifbar, nicht mal eine Vertretung, was schon gar nicht geht. Wir wandten uns also an die Leute vom Jobcenter, denen wie die Maßnahme zu verdanken hatten, dreimal, um genau zu sein. Zweimal persönlich, einmal telefonisch. Es kamen immer nur fadenscheinige Ausflüchte, weil der Herr N., wie sich heraus stellte über diese Maßnahme, die er selber abgeordnet hatte, nicht die Bohne wusste. Er wusste weder über die Zeiten noch über die Häufigkeit Bescheid. Von dem, was man dort machen musste mal ganz zu schweigen.

Da werden einfach mal so mir nichts dir nichts, Maßnahmen von Leuten befohlen, die weder über diese Maßnahmen etwas wissen, gegenüber Leuten, die sie gar nicht kennen. Es scheint nämlich dort Usus zu sein, immer mal wieder die Vermittler zu wechseln. Ich habe seit der Beendigung meiner Umschulung,  am 18.01. diesen Jahres den vierten!!! Vermittler.

Da wir ohne Sanktion nicht aus dieser Nummer herauskommen würden, weil meine Frau eine Eingliederungsvereinbarung unterschrieben hatte, blieb nur der Ausweg der Arbeitsaufnahme.

Diese Maßnahme bei der Tertia startete am 15.07.2013, am 16.07 2013 telefonierte ich mit der Firma Comet, die eine Anzeige in der Nordsee-Zeitung hatte und bekam einen Termin für ein Vorstellungsgespräch am 25.07.2013 bei dem ich auch eine feste Zusage für meine Arbeitsaufnahme am 02.09 2013 erhielt. So weit, so gut. Wenn Sie jetzt denken, dann ist ja alles in Butter haben Sie sich geirrt, genau wie wir. Ich war der Annahme, dass ich jetzt nicht mehr zu dieser komischen Veranstaltung musste. Da war ich aber schwer auf dem Holzweg, mir wurde gesagt, dass ich trotzdem bis zum 30.08. 2013 dort aufschlagen muss. Ich dachte, ich stehe im Wald. Allein daran lässt sich unschwer erkennen, dass man da nicht so ohne weiteres auf das Geld für mich verzichten wollte. Da haben die von der Tertia aber noch nicht gewusst, dass ich nicht im Schrank schlafe. Als ich vom Vorstellungsgespräch wieder dort, bei der Tertia erschien, sollten alle Anwesenden eine Vereinbarung unterschreiben, was ich nicht tat, bzw. meine Ablehnung gegen solche Machenschaften lautstark vertrat, dazu muss man wissen, dass ich auch schon vorher keine EGV unterschrieben habe, weil man das auch nicht muss. Das war auch gut so, denn ein paar Tage später, genau gesagt am 29.07. 2013 wurde mir gesagt, dass ich nicht mehr zu erscheinen brauche.

Da das Ziel dieser völlig überflüssigen Maßnahme darin besteht, aus dem Bezug von Leistungen nach SGB II herauszukommen, erfüllt war, sah natürlich auch meine Frau keinen Grund mehr sich weiter die Augen zu verderben. Wie schon angesprochen war kein geeigneter Ansprechpartner aufzutreiben, so versuchte ich in Erfahrung zu bringen, wann denn mit jemandem zu rechnen ist. Mein Arbeitsvermittler unterrichtete mich darüber, dass die Teamleitung am 08.08.2013 wieder da  wäre. Er wollte sogar einen Termin für uns bei Frau R. machen. Nachdem wir am 19.08.2013 immer noch nichts gehört hatten, rief ich abermals bei Herrn H. an um zu erfragen was denn nun mit dem Termin ist. Er sagte nur, dass er unser Anliegen weitergetragen hat und er nichts weiter machen kann. So flogen meine Frau und ich am 20.08.2013 beim Jobcenter ein, um Frau R. abzufangen. Wir bekamen auch sofort die Möglichkeit bei ihr vorzusprechen. Was für ein Wunder, sie hatte unsere Unterlagen schon griffbereit auf ihrem Schreibtisch liegen.

Zwischendurch war meine Frau am 31.07.2013 bei ihrem AV Herrn N. um ihn davon in Kenntnis zu setzen, dass sie die Maßnahme beenden will. Sie erzählte von den Dingen, die da gemacht wurden, von Leuten, die gar nicht erscheinen, von Leuten, die sich einfach dumm stellen, von Leuten, die den ganzen Tag im Internet surfen, von Leuten, die nicht mal wissen, wie man eine PC bedient, von Leuten, die kein oder kaum Deutsch verstehen. Das alles konnte Herr N. sich nicht vorstellen. Wat ´n Wunder, wie denn auch. Die beiden verblieben erst einmal so, dass sich Herr N. mit der Tertia telefonisch in Verbindung setzen würde und nachmittags bei uns anrufen würde, was er auch tat. Die von der Tertia waren nach den Angaben von Herrn N. total überrascht, dass meine Frau dort nicht mehr teilnehmen wollte. Herr N. schlug vor, dass meine Frau sich mit Herrn F., dem Geschäftsführer der Tertia, treffen sollte um das weitere Vorgehen zu besprechen. Dieses tat meine Frau am darauf folgenden Tag, dem 01.08.2013. Da ich diesem Verein nicht traute, begleitete ich meine Frau dorthin. Das war auch gut so, dazu komme ich später.

Bis zum heutigen Tag weiß ich nicht, weshalb meine Frau mit Herrn F. sprechen sollte. Der erklärte eigentlich nur, dass er bzw. die Tertia überhaupt keine Handhabe für die Auflösung des Vertrages mit uns hat. Selbst das scheint Herr N. nicht gewusst zu haben. Kommen wir noch kurz zu Frau H., die auch bei dem Gespräch dabei war und bei der ich schon am ersten Tag verschissen hatte, weil ich ihr nämlich genau das sagte, was ich von Einrichtungen wie Tertia halte. Diese Frau H. hat nach der Aussage von Herrn F. und von Herrn N. super Kontakte zu Firmen. Diese super Kontakte beschränken sich für mein Dafürhalten aber nur darauf, Leute wie mich, die zwei abgeschlossene Ausbildungen haben, an Paketdienste zu vermitteln. Hallo, geht´s noch? Das kann jeder VollH.o.n.K (Honk  = Hauptschüler ohne nennenswerte Kenntnisse), sofern er keinen fünf Kilo-Schein hat.

Eine Aussage vom Geschäftsführer der Tertia hat mich besonders erstaunt, er sagte sinngemäß, dass meine Umschulung zum Fachlageristen geradezu prädestiniert für Zeitarbeitsfirmen ist. Das kann ja nur bedeuten, dass Leute extra für Zeitarbeitsfirmen ausgebildet werden. Ich bin strikt gegen Zeitarbeitsfirmen, weil sie nur eine Berechtigung hätten, nämlich Menschen eine Chance zu geben, die weder eine schulische noch eine berufliche Ausbildung haben, oder die sonst keine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben. Wussten Sie übrigens, dass es in und um Bremerhaven über 100 Zeitarbeitsfirmen gibt?

Wir zogen also unverrichteter Dinge wieder bei der Tertia ab und gingen auf direktem Weg wieder zum Jobcenter, zu Herrn N..Meine Frau sagte, dass sie trotz allem dort nicht mehr hingeht. Dieses passte Herrn N. überhaupt nicht und er kam natürlich mit der 30 % igen Sanktion. Die Argumente interessierten ihn auf einmal nicht mehr, obwohl meine Frau lang und breit erklärt hat, weshalb sie da weg will. Wie aus heiterem Himmel kam er mit dem Argument um die Ecke, dass meine Frau es jetzt, genau wie ich, ihr Mann, es mit Terror versuchen würde, um da nicht mehr hin zu müssen. So, so, er wertete meine Weigerung etwas zu unterschreiben, was mir null Vorteile bringt, als Terror.

Wie auch immer, das ist eine beweisbare Lüge. Wie mich mein AV, Herr H. am 30.07.2013 telefonisch unterrichtete, bin ich zu diesem Zeitpunkt nur nicht mehr bei „Mehr Einkommen“, weil ich beim Projekt 50 + verpflichtet bin, schon seit dem 08.05.2013. Ist nur komisch, genau das habe ich am Anfang der Maßnahme, am 15.07.2013, gesagt. Frau K. wollte sich daraufhin mit der Teamleitung des Jobcenters in Verbindung setzen und das klären. Tags darauf sagte sie uns, dass ich auf jeden Fall teilnehmen muss, weil wir eine Bedarfsgemeinschaft sind und solange beim Projekt 50 + für mich nichts anliegt, soll ich eben mitmachen.

Ob es so stimmt, was Frau K. gesagt hat, oder mit wem sie gesprochen hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Das ist aber auch völlig egal, denn entweder lügt da irgendwer, aus welchen Gründen auch immer, oder, was ja auch nichts Neues wäre, da weiß die Linke mal wieder nicht, was die Rechte macht.

Stutzig macht mich auch diese Sanktionsgeschichte. Wir haben natürlich Einspruch eingelegt, was die Leute von der Vollstreckungsabteilung aber trotzdem nicht davon abhielt, uns 103,50€ abzuziehen. Erstaunlicher Weise trugen wir das bei der Teamleiterin am 20.08.2013 vor und was soll ich sagen, die Frau R. hätte den Einspruch akzeptiert.

 

So, ich glaube, dass es erst mal reicht und wenn Sie glauben, dass wir angefressen sind, kann ich Ihnen sagen, dass es das nicht einmal annähernd trifft.

 

Mit freundlichen Grüßen……….Peter M.